>> Museale & archäologische Restaurierung

Tempelreliefs der Könige Sahurê und Niuserrê

Inv.Nr. ÄM 1600, 21782, 21783, 21784, 21832, 21833
Ägypten, ca. 2400 v. Chr.
Bestand des Ägyptischen Museums Berlin, ausgestellt im Griechischen Hof des Neuen Museums, Museumsinsel Berlin

Reinigung, Konservierung, Ergänzung und Montage der Kalksteinreliefs mit Fassungsresten.


Die Gruppe der Tempelreliefs stammt aus den Pyramidenanlagen der Pharaonen Sahurê und Niuserrê in Abusir, ca. 15 km südwestlich von Kairo. Die Ansichtsflächen weisen sehr detailliert ausgearbeitete, nur maximal einmillimeterhohe Flachreliefs auf, partiell sind originale Farbfassungen erhalten. Beide Pharaonen gehören der 5. Dynastie an. Die Gruppe Tempelreliefs wurden im Griechischen Hof (Raum 0.13) des Neuen Museums aufgestellt.

Nach der konservatorischen Konsolidierung sollten die nur in Fragmenten vorliegenden Reliefs für die museale Präsentation in Kunststeintafeln eingebunden werden, die den originalen Proportionen der monumentalen Tempelreliefs entsprechen. Die Originalfragmente sowie die Objektergänzungen und Kunststeintafeln werden hierbei ohne sichtbare außenliegende Hilfskonstruktionen präsentiert.

Die Originalfragmente sowie die Objektergänzungen und Kunststeintafeln werden hierbei ohne sichtbare außenliegende Hilfskonstruktionen präsentiert. Um diese Präsentationsform umsetzen zu können, wurde eine innovative Lösung zur Herstellung der Kunststeinplatten angewendet.

Auf Basis einer 3D‐Erfassung konnten berührungsfrei Repliken der Originalfragmente erstellt werden, die dann für die Herstellung der als Gussform gefertigten Kunststeintafeln genutzt wurden. Die 3D‐Erfassung erfolgte durch einen separat beauftragten Dienstleister. Die Objektergänzungen wurden in einem einheitlichen Kunststein als formschlüssige Gussteile angefertigt. Die originalen Relieffragmente wurden in die Kunststeinwände reversibel integriert und auf baugebundenen Sockeln präsentiert. Das komplette Jagdrelief misst nun 9,12 m x 2,63 m x 0,40 m, Gewicht: 24 t. Hierdurch wird ein Eindruck von der ursprünglichen Monumentalität der Reliefs vermittelt und die Fragmente können durch die Integration in einen homogenen Träger optimal in dem für die Sichtbarmachung der äußerst flach gearbeiteten Reliefs notwendigen starken Streiflicht beleuchtet werden.

für: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Ausführungszeitraum: 2008/09



Konservierung von Putzen und Statuen in den sog. Königlichen Bädern von Meroë / Sudan

ca. 100 v.Chr. – 100 n. Chr., im Rahmen des Kulturerhalt‐Programms des Auswärtigen Amtes und des Qatar‐Sudan Archaeological Project (QSAP)


Die Ruinenstätte der antiken Stadt Meroë liegt etwa 200 km nördlich der heutigen sudanesischen Hauptstadt Khartoum. Der einzigartige Gebäudekomplex – die sog. Königlichen Bäder von Meroë – befinden sich innerhalb des ummauerten Stadtareals in der Nähe der Paläste. Mittelpunkt der Anlage ist ein  quadratisches Wasserbecken mit einer eindrucksvollen Schauwand, die reich mit Skulpturen aus Sandstein,  Wandeinlagen aus Fayence und bemaltem Wandverputz ausgestattet ist. Ein Zugang zum Wasserbassin ist an der  Ostseite möglich, hier führt eine Treppe aus Brandziegelmauerwerk in das Becken hinab. Der Verputz des Bodens ist großteilig in seinen insgesamt fünf Lagen erhalten.

 

Das Becken war an drei Seiten – im Osten, Norden und Westen – von einem offenen Säulenumgang flankiert, dessen bemalter Fußbodenverputz sich besonders im westlichen und nördlichen Umgang erhalten hat. Die Ränder des Beckens werden mit farbig gefassten Stier‐ und Löwenköpfen aus Sandstein gesäumt. Neben dem Wasserbecken gehört eine prunkvoll gestaltete Exedra mit vier im Viertelrund angeordneten Thronen zum Gebäudekomplex. Darüber hinaus sind zahlreiche rundplastische Skulpturen aus Sandstein vorhanden, die das Ausstattungsprogramm der Königlichen Bäder bereicherten. Die bis zu überlebensgroßen Statuen tragen noch Reste von Bemalung und orientieren sich – obwohl lokal gefertigt – an hellenistischrömischen Werken.

Um diesen Kernbereich der Königlichen Bäder herum hat man sich eine Gartenanlage vorzustellen, die über offene und  geschlossene  Wasserzuleitungen und Kanäle versorgt wurde. Die Konservierung der teils bemalten Putze umfasste neben der Reinigung das Hinterfüllen der Hohlstellen, die Kittung / Anböschung der Fehlstellen und Risse sowie die Konsolidierung der pudrigen Malschicht. Die Skulpturen aus Sandstein wurden teilweise strukturell gefestigt, Bruchstücke wieder verklebt und die lose aufliegende Farbfassung gefestigt.

für: Dr. Simone Wolf, Deutsches Archäologisches Institut
Ausführungszeitraum: 2000/01, 2007, 2009, 2014, 2015, 2017, 2018



Restaurierung an den Kapellen der Pyramiden von Begrawiya/Meroe, Sudan

ca. 300 v.Chr. – 300 n. Chr., im Rahmen des Qatar‐Sudan Archaeological Project (QSAP)

 

Die Pyramiden von Meroe verteilen sich auf drei Friedhofs-gebiete in der Nähe des Dorfes Begrawija, etwa 180 km nordöstlich von der heutigen sudanesischen Hauptstadt Khartoum. Die Totenkapellen sind den Pyramiden jeweils östlich vorgelagert.  Die Kapellen wurden aus Sandsteinblöcken errichtet und bestehen aus zwei doppelschaligen Seitenwänden und den östlich liegenden Eingangspylonen mit schmaler  Eingangsöffnung. Den hinteren, westlichen Abschluss des Kapelleninnenraums bildet oftmals eine monolithische reliefiert gearbeitete Scheintür.

 

Besonderes Merkmal der Kapellen ist eine kunstvolle, sehr detailreiche Reliefdekoration an den Innen- und Außenwänden mit Szenen aus dem meroitischen Totenkult.

Ehemals waren die Reliefs mit einer farbliche Fassung versehen, von der teilweise minimale Reste erhalten sind.

Die Restaurierungsmaßnahmen umfassten: 

Die Weiterführung der von F. W. Hinkel ab 1976 begonnenen Rekonstruktionsarbeiten:

  • Aufmauern der Außenwände
  • Setzen von Wasserspeiern
  • Verputz der undekorierten Ziegelwände innen und außen

Die Konservierung der originalen Sandsteinblöcke im Inneren der Kapellen:

  • Reinigung der relieffierten Sandsteine von Schmutz und Staub
  • Entfernen von störenden und schädigenden Altergänzungen;
  • Antragungen und Kittungen von Fehlstellen und Rissen;
  • Strukturfestigung der Sandsteine, Kleben von Schalen;
  • Retusche der Ergänzungen

für: Alexandra Riedel, Deutsches Archäologisches Institut
Ausführungszeitraum: 2017, 2018, 2019, 2020




Konservierung der babylonischen Glasuren am Ischtar‐Tor

Babylon, 6.Jh. v. Chr.
Bestand des Vorderasiatischen Museums

Konservierung der gefährdeten original babylonischen glasierten und z.T. reliefierten Scherbenfragmente.

Objektgröße Ischtar‐Tor: H: 12,42 m, B: 26,4 m; Objektgröße Thronsaalfassaden: H: 12,42 m, B: 7,53 m

 

Die Glasurfragmente zeigen überwiegend Schäden durch Glaskorrosion. Die teilweise durchkorrodierten Glasuren sind durch die Entfestigung porös und lösen sich in kleinen und größeren Schollen vom Scherben ab. Auch oberflächig stabile Glasuren sind vereinzelt stark ablösungsgefährdet. Weiterhin wurden bei früheren Konservierungsmaßnahmen zahlreiche
Festigungen und Überzüge aus Naturharzen, Cellulosenitrat und Polyvinylbutyral eingebracht. Diese Überzüge sind oftmals sehr dickschichtig auf die Glasuroberfläche aufgebracht und bilden eine verbräunte, versprödete Schicht, die teilweise eine Aufwölbung der Glasurränder zur Folge hat. Die Festigung und Fixierung der Glasuren erfolgte mit thermoplastischen, synthetischen Harz gelöst in Ethanol. Die dickschichtigen Überzüge wurden für die Festigung teilweise reduziert.

für: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Ausführungszeitraum: 2005/2006



Restaurierung von insgesamt 11 Gipsbüsten aus der Anna‐Amalia‐Bibliothek

ca. 1780 – 1863
Bestand der Anna‐Amalia‐Bibliothek Weimar


Reinigung und Freilegung von insgesamt 11 Gipsbüsten

 

Objektgröße Anna Amalia, Inv.Nr. KPI/01721, H: 68 cm

 

Die mehrfach überfassten Büsten wurden durch das bei einem Brand eingesetzte Löschwasser geschädigt. Ursprünglich waren die im Hohlguss gefertigten Gipsbüsten ungefasst. Zur Freilegung der Überfassungen wurde eine Freilegepaste aus Tylose, Attapulgit, Arbocel, Glycerin und destilliertem Wasser mit geeignetem Lösemittel vermengt, gleichmäßig auf die Büste aufgetragen und nach dem fast vollständigen Abtrocknen abgenommen. Fehlstellen und Ausbrüche wurden ergänzt und gelöste Fragmente replatziert.

für: Diplom‐ Restauratorin Aurelia Badde
Ausführungszeitraum: 2007